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Zhan Dui : Geschmolzenes Eisen - Die Legende von Khampa

Zhan Dui : Geschmolzenes Eisen - Die Legende von Khampa
Die Legende von Khampa. Herausgegeben:Jing, Wang. Übersetzung:Meng, Beidi; Eberspächer, Cord. 2021. Sprache: Deutsch 360 S. 10 schwarz-weiss Abbildungen. 21.5 cm. von 16 - 99 J..
978-3-99114-013-9
- Bacopa -
GEB
Kurztext
Zhan Dui liegt in der alten tibetischen Region Kham. Heute ist es der Kreis Xinlong des tibetischen Autonomen Bezirks Garz in der chinesischen Provinz Sichuan. Die Tibeter dieser Region, die Khampas, waren schon immer besonders unerschrocken. Unter ihnen waren die Einwohner von Zhan Dui besonders für ihre Tapferkeit bekannt. Sie waren stolz darauf, wie aus Eisen zu sein.
Zusatztext
Dies ist ein ungewöhnliches Buch. Auf den ersten Blick handelt es sich um die Übersetzung eines chinesischen historischen Romans ins Deutsche. Das ist auch nicht falsch. Allerdings handelt es sich weder um einen Roman, noch behandelt der Autor A Lai hier ein chinesisches Thema, wie es der westliche Leser gewohnt sein mag.Wie der Autor selbst in seinem Vorwort schreibt, ist dieses Buch kein fiktiver Roman. Es ist auch keine historische Erzählung, denn nichts an dem Inhalt ist von A Lai erdacht worden. Es ist am ehesten eine Kompilation, also eine Zusammenstellung von Materialien, Fundstücken, Dokumenten und mündlicher Überlieferung, die A Lai anfangs nebenbei, später aber in unermüdlicher Kleinarbeit und gründlicher Recherche zusammengetragen hat. Wie der Autor selbst sagt, stieß er zufällig auf die Geschichte Zhan Duis, wurde von ihr immer mehr gefangen genommen und begann, ihre Spuren Stück für Stück freizulegen. Es war gar nicht notwendig, sich etwas auszudenken, denn die Geschichte erzählt sich selbst. A Lai hat die komplexe Aufgabe übernommen, sie auszugraben, in Form von Schriften und Zitaten sprechen zu lassen und sie so zu arrangieren, dass sie für den Leser in geschlossenes Narrativ ergibt. Dieser Prozess erfordert sicher nicht weniger Arbeit und Geduld, Kreativität und Fantasie wie das Verfassen eines richtigen Romans.Auf der anderen Seite ist Zhan Dui kein bloßes Geschichtsbuch. A Lai ist kein Historiker und erhebt auch nicht den Anspruch, hier eine wissenschaftliche Abhandlung vorzulegen - auch wenn das authentische Material dafür durchaus taugen würde. Der Autor nutzt seine Fähigkeiten als Erzähler und erschafft eine Geschichte aus der Realität. Dabei kann er sich größere Freiheiten als ein Historiker leisten und so webt er offizielle Dokumente wie den Schriftverkehr zwischen hohen chinesischen Beamten in Sichuan und dem Kaiser zusammen mit Fundstücken aus lokalen Chroniken und anderen Quellen und bereichert unser Bild von den Vorgängen um Zhan Dui durch Volkserzählungen und Legenden - unabhängig davon, ob sie nun wahre Geschichten transportieren oder nicht.Wer gerne historische Literatur liest und vielleicht schon einmal zu Werken über die Geschichte Chinas oder Tibets gegriffen hat, wird grundsätzlich mit Land und Kultur vertraut sein. Aber üblicherweise herrscht in solchen Bänden Eindeutigkeit: Es geht um ein festgelegtes Gebiet, es geht um China. Oder Tibet. Oder vielleicht Hainan. Auf jeden Fall ist die Zuordnung eindeutig.Zhan Dui wie die ganze Geschichte Khams ist viel komplexer - und spannender.Es geht um eine Grenzregion. Kham ist tibetisch geprägt, gehörte aber zur chinesischen Provinz Sichuan. Das Besondere an dieser Region ist also in mehrfacher Hinsicht ihr Doppelcharakter: Sie gehört sowohl zu Tibet wie zu China und sie ist gleichzeitig für beide Kulturräume an der Peripherie.Das galt für Kultur und Sprache ebenso wie für die Verwaltung. Diese kulturell tibetischen Regionen Sichuans waren nicht in die normale Verwaltung eingebunden. Dies betraf nicht nur die tibetisch geprägten Regionen, sondern weite Teile der Provinzen in Chinas Südwesten. Weite Regionen in Provinzen wie Sichuan, Yunnan, Guizhou oder Guangxi gehörten zwar theoretisch seit Jahrhunderten zum chinesischen Kaiserreich, in der Praxis wussten die han-chinesischen Machthaber aber nur wenig über diese Gebiete und die Ethnien, die dort lebten. Sie waren weder militärisch noch verwaltungstechnisch zu kontrollieren, und somit führten die Vertreter der kaiserlichen Regierung ein System ein, das sich mit dem Prinzip des Indirect Rule vergleichen lässt, das besonders Großbritannien in vielen seiner Kolonien anwendete: Man versuchte gar nicht erst, die einzelnen Ethnien direkt unter Kontrolle zu bringen, sondern ernannte die Hauptleute zu Vertretern der Regierung, den Tusi. Das war eine höchst elegante Lösung: Erstens blieben die örtlichen Machtstrukturen unangetastet, aus Sicht der neuen Völker Chinas änderte sich wenig. Zweitens konnte si
Inhaltsverzeichnis
Kapitel EinsAuf den Weg von Sichuan nach Tibet hatte es einen Zwischenfall gegeben, der eigentlich wenig bemerkenswert war: Eine Gruppe von 36 Personen wurde von Räubern auf Tibetisch Jag-Rkun überfallen. Es war damals nicht ungewöhnlich, wenn eine Gruppe beim Durchqueren eines so abgelegenen Gebiets ausgeraubt oder sogar getötet wurde. Dieser Zwischenfall aber wurde sofort an den Generalgouverneur der Provinzen Sichuan und Shaanxi Qingfu gemeldet, der die Nachricht unverzüglich an den Qianlong-Kaiser weiterleitete. Dieser Überfall war etwas Besonderes: Die Opfer der Jag-Rkun waren kaiserliche Soldaten.Ein kleiner ZwischenfallZhan Dui, die VergangenheitDie Vorbereitung des KriegesDer Kaiser schickt Soldaten ausDer große MarschDas Ende des Jahres 1746Zwischenspiel: Tibetische SoldatenDer Generalgouverneur verlässt den PassDie Ankunft des kaiserlichen GesandtenZhan Dui und TibetDer SiegGlossar
Leseprobe
Ich schreibe nicht über die Geschichte, sondern über die WirklichkeitA LaiDieses Buch ist eigentlich ganz zufällig entstanden.Vor ein paar Jahren bereiste ich zahlreiche Orte in Tibet, um Material für mein Werk über das Gesar-Epos zusammen zu tragen. Während dieser zwei Jahre habe ich viele Geschichten gehört. Eine davon handelte von Zhan Dui. Diser Stoff ist zu einem literarischen Sachbuch geworden. Eigentlich wollte ich einen Roman daraus machen. Er sollte kurz werden, aber mit immer mehr Informationen, offiziellen Akten, Volkserzählungen und Dokumenten aus den Klöstern wurde das Material so umfangreich, daß man auch ein dickes Buch daraus machen konnte. Danach wurde mir klar, die ganze Geschichte ist schon so abwechslungsreich und die Realität so dramatisch, sonderbar und bemerkenswert, wie es ein Roman nur sein konnte. Ich brauchte nichts mehr hinzu erfinden. Die historischen Dokumente sind weit wirkungsvoller als ein Roman. So orientierte sich mein Schreibprozess dicht am Material und das Buch wuchs immer weiter.Nach meinen Erkundungen vor Ort stellte ich fest, dass die Geschichten über Zhan Dui nicht nur Volkslegenden sind. Es handelte sich um wirkliche geschichtliche Vorgänge und die Erzählungen haben vielfache Beziehungen zu Personen der Geschichte, wie beispielsweise dem Daoguang-Kaiser oder einem bekannten Beamten der Qing-Zeit, Qishan. Wer Chinas Geschichte studiert, weiß mit Sicherheit, dass es im ersten Opiumkrieg eine unterlegene Partei gab, und sie wurde von Qishan verkörpert. Er war ein hoher Beamter der Qing. Zuerst war er für den Krieg. Dann hatte er die Verhandlungen geführt und da er zu vielen Forderungen der Engländer nachgegeben hatte, wurde er vom Kaiser entlassen. Später hat der Daoguang-Kaiser ihn wieder rehabilitiert und als bevollmächtigter Minister für Tibet eingesetzt. Bald darauf wurde er Generalgouverneur von Sichuan. Als er auf dem Weg von Tibet nach Sichuan war, im heutigen Garz, begegnete er einer Gruppe Tibeter, die man Jiaba nannte. Sie haben die Chuan-Zang-Straße blockiert. Qishan wollte sie in die Knie zwingen, dadurch kam es zum Krieg der Qing-Regierung und der lokalen Tusi zur Unterwerfung Bolomans.Eigentlich bin ich ein Schriftsteller, der Romane, also fiktive Literatur, schreibt. Aber als ich dieser Geschichte folgte, entdeckte ich, dass diese reale Geschichte schon alleine so lebendig war, dass sie keiner zusätzlichen Fiktion mehr bedurfte. Wenn wir heute über wirkliche Probleme diskutieren, merken wir, auch ohne den Romanschriftsteller ist die Welt schon merkwürdig und absonderlich genug.Historische Studien dienen eigentlich dazu, über die Betrachtung der Vergangenheit ein Licht auf die Zustände der Gegenwart zu werfen. Was heutige Probleme mit den Minderheiten in China angeht, scheinen mir die Ursachen dafür, auch wenn sie zwei- oder dreihundert Jahre zurückliegen, erstaunlich identisch. Sogar die Methoden, wie heutzutage mit diesen Problemen umgegangen wird, und die Verwicklungen, die sich dazwischen abspielen, gleichen sich. Obwohl Zhan Dui nur ein kleiner Kreis ist, ist seine Geschichte genau so. Vor diesem Hintergrund hat die Geschichte sicher auch heute noch Bedeutung: Alle Geschichte ist Zeitgeschichte und hat ihre Auswirkungen.Deswegen meine ich, dies ist keine Beschreibung der Geschichte, sondern der Wirklichkeit. Mein Ziel ist zu beantworten: woher kommen die heutigen Probleme Tibets? Wie sind sie geworden? Ich möchte den Lesern etwas vom realen Tibet erzählen. Ich lebe in Tibet, schreibe seine Geschichte, aber meine Absicht richtet sich auf die Realität. Ich habe als Chinese den starken Wunsch nach Frieden und Stabilität für mein eigenes Landes und das Glück seiner Bevölkerung, egal zu welcher Ethnie ich gehöre,.Mein Buch verwendet Materialien aus ganz unterschiedlicher Herkunft: Dies sind zum einen die allgemeinen Darstellungen zur Geschichte der Qing und die amtlichen Dokumente der Dynastie, zum anderen Arbeiten zur lokalen Geschichte. Die Bedeutung dieser lokal
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