Textprobe:
Kapitel, Vorwort:
Anhand der wissenschaftlichen Literatur und persönlicher Erfahrungen soll versucht werden, religiöse, spirituelle aber auch allgemein menschliche sowie (medizinisch) psychologisch wirksame und somit relevante Bewältigungsstrategien und Mechanismen bei Lebenskrisen (Mühsal, Krankheit, Sterben) bei zwei an sich grundverschiedenen religiösen Gemein-schaften zu beschreiben und Verbindendes und Trennendes aufzuzeigen, um so zu einem besseren Verständnis von Heilsein (Gesundsein) und Kranksein im interreligiösen Dialog beizutragen. Es war mir bei dieser Arbeit auch ein besonderes Anliegen, Heilung aus einer naturwissenschaftlichen, neurobiologischen Perspektive zu beleuchten und zu beschreiben. Zu dieser besonderen Gegenüberstellung soll das, aus dem Christentum entwickelte, natur-wissenschaftlich geprägte, westlich orientierte Krankheitsverständnis mit den buddhistischen, aus dem hinduistischen Gedankengut hervorgegangenen und tradierten, ganzheitlichen Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit herangezogen werden. Der Buddhismus wurde zum Vergleich mit dem abendländisch, christlichen Heilverständnis deshalb herangezogen, weil der Buddhismus im euro- amerikanischen Kulturraum das am meisten bekannte und auch angenommene Religionssystem fernöstlicher Provenienz darstellt, wobei der tibetische Buddhismus und ebenso die tibetische Medizin und Psychologie besonders durch die weltweiten Reisen und Aktivitäten des H.H. 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso weiter an Einfluss in den Ländern des Abendlandes zu gewinnen scheinen .
Während das Christentum seinem Selbstverständnis nach die bedingungslose Liebe des dreifaltigen Gottes zu den Menschen und der gesamten Schöpfung in das Zentrum seiner theologischen Heilslehre stellt, ist dem Buddhismus ein personales, allmächtiges, göttliches
Gegenüber an sich fremd. Christen glauben an die allumfassende Liebe Gottes, die sich in der Gestalt Jesu Christi geoffenbart hat, der als Mensch den Tod am Kreuz erlitten hat, nach drei Tagen von den Toten auferstanden ist und vereint mit Gottvater und dem Heiligen Geist von Ewigkeit zu Ewigkeit die Welten regiert. Die Heilszusage, die durch den freiwilligen Opfer-tod Jesu möglich geworden ist, gilt gleichsam allen Menschen aller Nationen und zu allen Zeiten.